Viva Los Tioz
  Geschichte der Onkelz 2
 

Die Geschichte der Onkelz 2

1993: Stephan bei MTV
Als Teilnehmer an einer Diskussion über Hate Rock, spricht Stephan, neben Campino, Jean Paul Gaultier und Nina Hagen in einer Folge der Reihe "Free your mind" auf MTV im Frühjahr 93.
Es gibt aber auch Onkelzbefürworter
Warum und wie man die Onkelz einsetzen sollte. Eine Chance, die nicht erkannt wird

Obwohl sich bereits namhafte Persönlichkeiten, wie Wolfgang Niedecken, Daniel Cohn-Bendit, Matthias Beltz, Klaus Farin oder Alice Schwarzer positiv über die Band äußern, obwohl sogar die FAZ darauf hinweist, daß es vielleicht klüger wäre, die Böhsen Onkelz als Tool, als Werkzeug also, einzusetzen, um so den nach Identität suchenden Jugendlichen ein positives Beispiel der Veränderung nahe zu bringen, reagiert die Musikindustrie und die Presse mit immer haasträubenderen Hetzartikeln. Dass sogar der Spiegel die Band als Speerspitze der rechtsradikalen Musikszene darstellt und gleichzeitig ein falsches Foto veröffentlicht, soll als kleiner Nachweis für die skandalöse, schlampige Recherche genügen. Der Ausstieg der Band aus der Skinheadszene wird von den Medien plötzlich auf 1990-1992 verlegt, also als etwas gerade Stattgefundenes dargestellt, als etwas, das man nur aus finanziellen und marketingtechnischen Beweggründen hatte machen müssen. Die 92er LP "Heilige Lieder" wird als die gerade wegen Ausländerfeindlichkeit und Naziverherrlichung indizierte LP "der nette Mann" ausgegeben und überall wird mit falschen Fakten und dreisten Lügen Verwirrung gestiftet. Zum Jahreswechsel 92/93 hatte es vor der Frankfurter Festhalle ein großes Anti-Rechts-Festival gegeben, daß von den Konzertriesen Lieberberg und Rau veranstaltet wurde. Man hatte klugerweise vor dem Konzert auch die Onkez eingeladen, die ohne zu zögern ihre Beteiligung versichert haben. Daraufhin haben Peter Maffay, Udo Lindenberg, Herbert Gröhnemeyer und andere ihren Auftritt abgesagt, mit der Begründung, daß sie sich nicht mit den Böhsen Onkelz auf eine Bühen stellen. Die logische Konsequenz der Veranstalter war daraufhin, die Onkelz wieder auszuladen und es später so darzustellen, als wenn man sie gar nicht erst eingeladen hätte. Unnötig zu erwähnen, daß die rechtsradikalen Übergriffe nach 1992 nicht weniger werden und daß die Neonazis sich von den stattfindenden Lichterketten unbeeindruckt zeigen.
Die Onkelz als professionelle, reife Band
Schwarz/Weiß - die Onkelz holen zum Doppelschlag aus und distanzieren sich auch in ihren Songs

Trotz der internen Schwierigkeiten innerhalb der Band, gehen die Böhsen Onkelz den eingeschlagenen Weg weiter. Diverse Fernsehinterviews machen die Einstellung der Band immer wieder deutlich, verändern aber nichts an der Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber den Onkelz. Um ihren eigenen Standpunkt noch einmal ganz klar den Fans und den Medien vor Augen zu führen, veröffentlichen die Böhsen Onkelz im Herbst des Jahres bei Bellaphon zwei Alben. Eine Doppelveröffentlichung, die sofort bis auf den zehnten und elften Platz der Longplay Top 100 Media Control Charts klettert. Die beiden Konzeptalben "Schwarz" und "Weiß" sind sowohl inhaltlich, als auch musikalisch eines der reifesten Werke der Böhsen Onkelz. Auf dem weißen Album befindet sich auch der Song "Deutschland im Herbst", ein ganz klares Statement der Onkelz zur Thematik der ausländerfeindlichen Übergriffe.
Die Böhsen Onkelz in der Presse von 1993:


Gonzo: "Die Rechten hassen uns, weil wir uns nie gescheut haben, sie darauf hinzuweisen, dass sie bei uns nichts verloren haben. Im Gegenteil, ihre politischen Ansichten stehen im Gegensatz zu unseren. Es ist jedem BÖHSE-ONKELZ-Fan bekannt, dass die ONKELZ mit Rechtsradikalismus nichts zu tun haben. Rechtsradikale, sollten sich doch ein paar zu uns verirren, kommen in unsere Konzerte erst gar nicht hinein. Oder sie werden aus der Halle entfernt, sollten sie sich erst dort durch Parolen etc. zu erkennen geben." aus "Aschaffenburger Stadtzeitung", Januar 1993 Stephans Kommentar zu "Deutschland im Herbst" : "Die Vorfälle im letzten Jahr, Rostock, Mölln usw. sind an uns nicht spurlos vorbeigegangen. "Deutschland im Herbst" ist unsere Reaktion auf diese Ausschreitungen, und die Wortwahl zeigt deutlich, was wir davon halten: "Braune Scheiße", das sind diese Chaoten für mich, nicht mehr und nicht weniger." aus "Rock Hard" November 1993 Stephan: "Das ist eine Reaktion unsererseits auf die Vorfälle im letzten Herbst. Für mich ein sehr wichtiges Lied, weil wir uns ganz klar von diesen Leuten abgrenzen wollen, also deutlich machen wollen, dass wir nicht mit den Rechten sympathisieren." aus "Metal Hammer", November Herbst 1993 Stephan: "Gerade wir können den Kids im rechten Lager klarmachen, dass sie unrecht haben." aus "Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt", Oktober 1993 Als ein Skin dann doch noch eine Rauferei anfing, unterbrach der Chef-"Onkel" Stefan Weidner das Konzert, um ihn auszuschimpfen: "Ich hab genug Gewalt gehabt in meinem Leben. Keine Gewalt auf meinen Konzerten! Verpisst euch, ihr Störkraft-Wichser!" aus: "Taz", 19.10.1993 Nicht zuletzt deshalb, weil er ein für allemal klarstellen wolle, dass die BÖHSEN ONKELZ nicht mit den Rechten sympathisieren. "Allein die Tatsache, dass Tausende von Normalbürgern dabeigestanden und Beifall geklatscht haben, hat die Sache für mich sehr beängstigend gemacht." aus "Metal Hammer" Nov/Dez 1993 Stephan: "Wir sehen es einfach als unsere Pflicht an, denjenigen Fans, die mit einem Bein im rechten Lager stehen, zu zeigen, wo wir stehen: nämlich bestimmt nicht rechts!" aus: "Videothek" Nr.22, 24.11.1993 Stephan: "Mit der braunen Scheiße wollen wir nichts zu tun haben!" aus Musikexpress/Sounds, Dezember 1993
Der Onkelzvirus bricht aus
Schlechte Presse ist auch gute Presse - Die Onkelz werden zum Reizthema und zum pawlowschen Köder

Dass in einem solchen Klima die Onkelzfangemeinde nur immer weiter wächst und daß die Plattenverkäufe nun mit Leichtigkeit die 250.000er Marke überschreiten, erscheint da schon fast logisch. Immer mehr Jugendliche entdecken die Band für sich und sind bald hoffnungslos mit dem Onkelzvirus infiziert. Aber auch Schulbücher, Sozialarbeiter, Pfarrer, Lehrer und Uni-Professoren setzen sich mit der unangepaßten Straßenlyrik der Onkelz auseinander. Die Presselandschaft, die Musikindustrie und der Handel sind komplett gespalten. Zum einen machen viele Zeitschriften ihre lupenreine, politisch korrekte Einstellung an der Ablehnung der Onkelz fest, zum anderen gibt es zahlreiche Künstler und Musiker, die sich eine Imageaufwertung davon versprechen, in dem sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Onkelz als ihr Feindbild Nr. 1 bezeichnen. Innerhalb der Fangemeinde hat es sich schon lange herumgesprochen, daß es "schick" ist, sich als Onkelzfan zu outen, um somit einen möglichst hohen Provokationsfaktor zu erzielen. Noch nie hat eine Band in Deutschland die Meinungen so gespalten, die Fans und Kritiker so polarisiert und noch nie ist eine Musikband dermaßen als Mittel dümmlicher politischer Agitation mißbraucht worden.
1994: Und noch mehr Distanzierungen
Im Jahr 1994 gönnen sich die Böhsen Onkelz eine Pause, was das Schreiben neuer Songs betrifft. Außer einer "Best of...", die Bellaphon im Alleingang veröffentlicht, ist kein neues Album geplant. Außerdem läuft der Vertrag mit der Frankfurter Plattenfirma aus und die Böhsen Onkelz wollen ihn nicht verlängern. Das heißt aber nicht, daß sie nur rumsitzen. Ganz im Gegenteil. Nach der, nur unter stärkstem Gegenwind durchgeführten '92er Tour und einigen Gigs im Jahre '93, touren die Onkelz im Jahre '94 durch die gesamte Republik und spielen ganze 35 Konzerte vor je 4-5000 Leuten. Stephan erklärt sich in Pressekonferenzen (siehe Video Völklingen) und macht eindeutige Ansagen von der Bühne (siehe B.O.S.C.Video)

Aber auch der Tagespresse geben die Böhsen Onkelz einige Interviews:

Frage: "Wie setzt sich Euer Publikum heutzutage zusammen?"
Gonzo: "Es scheint komischerweise immer jünger zu werden. Auf keinen Fall - das haben die letzten Touren gezeigt - tauchen noch erkennbar Rechtsradikale auf. Diese Leute haben inzwischen geschnallt, dass wir nichts mit ihnen zu tun haben. Abgesehen davon geht unser Ordnungsdienst kompromisslos gegen Rechte vor."
aus "Göttinger Tageblatt", 17.11.1994

Ansage Stephan (nachdem einige Konzertbesucher den Hitlergruß gezeigt hatten): "Wer noch einmal den Arm so ausstreckt, kriegt von mir persönlich was auf die Fresse! Unser Konzert ist kein Podium für Rechtsradikale!"
aus "Mindener Tageblatt", 1.12.1994

Stephan: "Wir haben gleich nach der Maueröffnung beschlossen, erstmal nicht im Osten aufzutreten, obwohl wir viele Angebote bekamen. Aber wir wollten unseren Standpunkt gegen Rechts deutlich machen. Einige potentielle Veranstalter dort haben uns jedoch keine Chance gegeben, unseren Einfluss auf die Fans positiv auszunutzen. Das halten wir aber für unsere Pflicht, um - ohne schulmeisterlich zu sein - auch Leute zu erreichen, die vielleicht gar nicht mal rechts denken, sondern einfach aus Provokation irgendwas in der Art anstellen. Und denen wollen wir zeigen ?Jungs, das ist es nicht!?"
Ausriß Tagesezeitung, ohne Quelle, Mai 1994

Im Juni wird ein Konzert in der Frankfurter Music Hall migeschnitten, um aus dem aufgenommenen Material ein Fanvideo für den neu gegründeten Böhse Onkelz Fanclub B.O.S.C. zu erstellen. Der Fanclub ist ein uneigennütziger Verein, dessen Mitgliederzahl auf 2000 Personen begrenzt ist. Während des Konzertes kommt es auch hier zu einem kleinen Zwischenfall, der, dank der Kameras für die Nachwelt erhalten bleibt.
Kevin entzieht
...zu Krankenhaus gezogen ist und überall seine Drogensucht zu therapieren versucht hat, nimmt ihn Stephan mit zu sich nach Hause und sorgt dafür, daß er bei ihm im Keller entzieht. Kevin scheint die Heroin- und Alkoholsucht in den Griff zu bekommen, ist aber noch für geraume Zeit von Ersatzdrogen und codeinhaltigen Präparaten abhängig. Auch im Privatleben isoliert er sich zusehends.
Die Onkelz gehen zu Virgin Music
Die Band selbst hat jetzt einen professionellen Status erreicht. Das heißt, daß alle Bandmitglieder den Beruf des Musikers mit jeder nur erdenklichen Konsequenz gewählt haben und keine anderen Berufe mehr ausüben. Das wiederum beschert den Böhsen Onkelz einen neuen Vertrag bei der renomierten Plattenfirma Virgin Records aus München zum Jahresende '94.
1995: Virgin und die Onkelz
1995 erhalten die Onkelz für 250.000 verkaufte Exemplare der "Heilige Lieder" ihr erstes Gold. Ebenso schießt die aktuelle '95er Veröffentlichung auf dem Virgin Label ohne große Probleme von null auf sechs in den Top 100 Longplay der Media Control Charts. Der Handel ist gespalten, wie nie zuvor. Allen voran, die Ladenkette WOM (World of Music), die die Böhsen Onkelz massiv boykottieren und auch zum öffentlichen Boykott in der Branche aufrufen. WOM veröffentlicht in seinem WOM-Journal einen "offenen Brief" an Stephan Weidner, in dem die Geschäftsleitung der Band vorwirft, "aus den Sünden von einst" Kapital zu schlagen, ohne diese "Sünden" genauer zu beschreiben und nimmt der Band den Wandel ohne Namensänderung nicht ab.

In den Chartregalen bei WOM werden alle Interpreten eine Position nach oben geschoben, damit es den Kunden nicht auffällt, daß es dort in den TOP TEN ein freies Feld gibt und man womöglich neugierig werden könnte. Udo Lange, Geschäftsführer von Virgin Records und angesehener Mann in der Branche, muß sich im Wochentakt in Radio- und Presseinterviews für seine Entscheidung rechtfertigen, die Böhsen Onkelz unter Vertrag genommen zu haben. "Schockierende Uninformiertheit", so bezeichnet er den allgemeinen Wissenstand der Musikindustrie bezüglich der Böhsen Onkelz. Pressekonferenzen und Händlerseminare werde gehalten, während derer Stephan und Gonzo wie die Kamele ihere eigene Historie erklären und wiederkäuen müssen. Das hindert die Presse nicht daran, die Band weiterhin als verruchte und berüchtigte "Nazi-Kombo" zu bezeichnen. Immer und immer wieder werden den Lesern die pawlowschen Köder "Türken raus" und "Deutschland den Deutschen" von 1983 vorgeworfen, ohne daß man sich auch nur ansatzweise mit der Bewußtwerdung der Band auseinandersetzt, oder ihre Songs analysiert. Bereits 1993 hatten die Böhsen Onkelz in Geiselwind ein "Rock gegen rechts" Konzert organisiert und dem dortigen Bürgermeister einen Scheck über 8000,--DM zur Ausgabe für die Jugendarbeit überreicht. In Bremen hatte man im Oktober '93, zusammen mit dem DGB und der grünen Abgeordneten Helga Trüpel eine Veranstaltung gegen rechte Gewalt organisiert, gesponsort und finanziert. Ebenso fließen Geld- und Sachspenden in den Kosovo.
Alle diese Dinge werden nicht nur nicht erwähnt, sondern man macht sie vielmehr zum Teil der Gegenargumentation. Die Onkelz seien eine "hinterhältige Nazi-Band", die sich nur verstelle und die diese Dinge nur unter marketingtechnischen Gesichtspunkten mache, um dem Image des Underdog, der Unverstandenen zu entsprechen. Dass es in den Köpfen der Musiker ganz anders aussieht, und dass es der Band im Prinzip egal ist, was über sie geschrieben wird, machen die Songs aus dieser Zeit deutlich. Der Musiksender Viva drängelt und bettelt, um eine großangelegte Dokumentation im Viva-Jam Format in den Räumen des B.O. Management aufnehmen zu dürfen. Nach langem hin und her willigt die Band ein. Kameras werden aufgebaut, die Band und das Management werden interviewt. Intelligente Fragen und intelligente Antworten. Zwei Tage vor der Ausstrahlung entscheidet die Programmleitung, dass der Bericht zu positiv ist und kippt die Sendung. Wertvolle Informationen werden nicht gesendet. Wie sich später noch häufiger zeigen wird, scheint das eine gängige Praxis zu sein.
Ein Open Air Konzert in der Waldbühne Nordheim bringt 8000 Onkelzfans zusammen. Grund genug für die Göttinger Presse von einem "Alt-Nazi-Treff" zu sprechen. Dieser und ähnliche Artikel sorgen dafür, daß die Onkelz von nun an mit ihren Anwälten gegen jede Redaktion vorgehen, die die Böhsen Onkelz als "Nazis" bezeichnet oder in irgend einer Weise schlampig recherchiert und somit die Band weiterhin in die rechte Ecke drängt.
Und noch mehr Statements der Onkelz
Frage: "Hattet ihr auf dieser Tour eigentlich noch Ärger mit Rechtsradikalen?"
Stephan: "Ärger gab es so bei jedem zweiten, dritten Konzert. Da fielen versprenkelt ein paar Leute auf. Die wurden dann der Halle verwiesen. Wer sich schon vorher als Nazi zu erkennen gab, kam natürlich gar nicht erst rein. Ich weiß auch nicht, was in deren Köpfen vor sich ging, aber wer seine Tarnkappe runterließ, flog aus der Halle."
aus: "Metal Hammer" März 1995

Stephan: "Die Motivation, die Songs zu schreiben, hatte allerdings nichts damit zu tun, dass wir nationalsozialistische Ideologien vertreten haben. Wenn ich die Songs heute gemacht hätte, würde ich die Sache auch komplett anders sehen und hätte für die ganze Aufregung vollstes Verständnis. Wenn man, nach allem, was in Mölln, Solingen, Rostock und sonst wo passiert ist, heute so einen Text schreiben würde, hätte ich dafür kein Verständnis und würde wahrscheinlich auch meine Konsequenzen daraus ziehen."
aus "Metal Hammer", September 1995

Frage: "Sind denn Rockmusiker potentiell doch geistige Verführer, Kopfverdreher?"
Stephan: "Diese geistige Verführung ist einfach eine Auflehnung gegen bestehende Dogmen, vor allem gegen diese Verlogenheit. In die Richtung will ich die Leute gerne verführen."
Frage: "Schließen Sie aus, über das Faszinosum Rock füher auch rechtsradikales Gedankengut in Köpfe transportiert zu haben?"
Stephan: "Ich kann behaupten, daß wir nie Interesse hatten an Nationalsozialismus, an Parteien, an Emblemen aus der Zeit von 1933 bis 1945. Hatten wir indirekt eine politische Aussage in unseren Texten, war uns die nicht so bewußt. Was wir besungen haben, war eigentlich eine ziemlich dumme Reflexion dessen, was uns widerfahren ist. Jeder wird anders groß, hat andere Erfahrungen. Manchmal sagt man etwas, daß man später bereut. Entwicklung muß einem zugestanden werden."
aus "Berliner Zeitung" 12.10.1995

Frage: "Haben sich die ONKELZ gewandelt, auch wenn Ihr den Namen nicht geändert habt?"
Gonzo: " Es hieß ja immer: "Die waren früher rechtsradikal und sollten ihren Namen ändern, um dieses Kapitel abzuschließen.? Für mich wäre eine Namensänderung auf jeden Fall ein Schuldeingeständnis. Weder waren wir früher rechtsradikal, noch waren wir für eine politische Partei unterwegs."
Frage: "Ihr wollt also nur Beispiel sein und nicht führen?"
Stephan: "Kein Mensch sollte irgendjemandem folgen, man soll ja auch nicht die Schwäche anderer ausnutzen, indem man sie irgendwo hinführt und für seine Ziele mißbraucht. Das einzige was wir zu bieten haben, ist, daß wir gnadenlos offenlegen, was in uns vorgeht und den Kids zeigen, daß sie nicht alleine sind. Wir haben genug Schlägereien gehabt, um davon reden zu können."
Frage: "Könnt Ihr wenigstens Ratschläge geben?"
Stephan: "Sicherlich, denn wir haben natürlich erkannt, daß nicht derjenige, mit dem wir 'ne Schlägerei hatten, daran Schuld war, daß diese Schlägerei zustande gekommen ist. Das Problem steckt oft in einem selbst. Signalisiere ich Gewaltbereitschaft, werde ich auch Gewalt empfangen."
aus "Siegener Zeitung", 14.10.1995

Stephan: "Nazis sind feige Schweine. Ich bin doch kein Adolf-Hitler-Fanatiker. Eine neue Diktatur brauchen wir bestimmt nicht!"
Weidner-Statement mitte der 80er, nachzitiert in: "Taz", 17.10.1995

Stephan: "Da gibt es nix zu beschönigen: Wir waren ausländerfeindlich, aber das hatte nichts mit Politik zu tun. Irgendwann ist es müßig, sich 13 Jahre für diese kindische Scheiße von damals zu rechtfertigen. Und ich find' es beschissen, in einem Atemzug mit diesen kranken Solinger Idioten genannt zu werden."
aus "Stern", 26.10.1995

Frage: "Viele wissen bis heute nicht, wodurch die ONKELZ seinerzeit ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind. Wie seht ihr selbst das?"
Stephan: "Nun, wir haben Anfang der 80er Jahre als Punkband zwei Titel aufgenommen, die ausländerfeindliche Texte hatten. Die sind allerdings nie auf Platte erschienen, sondern haben nur als Demoband existiert. Zwischenzeitlich haben wir insgesamt neun Alben veröffentlicht, die "Altlast" Mitte der 80er auch in der deutschen Presse aufgearbeitet und dachten, wir wären damit aus dem Schneider. Als dann einige Jahre später die ausländerfeindlichen Krawalle losgingen, hat die Presse einfach die alten Titel genommen und in die 90er Jahre transportiert. Dass sich die Band um 180 Grad gewandelt hat und sich für die "Jugendsünden" mehrmals öffentlich entschuldigte, interessierte von da an keinen mehr."
aus "Tiroler Tageszeitung", 31.10.1995

Stephan: "Überhaupt hat doch jeder extreme Nazi kapiert, dass wir ihm keinen Boden bieten. Klar, dass die uns jetzt als `linke Verräter` titulieren. Aber damit fühle ich mich wesentlich wohler, als wenn ich von denen Akzeptanz verspüren würde."
aus "Musik Express/Sounds" November '95

Gonzo: "Vielleicht gelingt's uns in Zukunft, dass die ONKELZ nicht automatisch in einen Topf mit Rechtsradikalismus geworfen werden."
aus "Break Out", November 1995

Frage: "Wie hat sich denn die rechte Szene deiner Meinung nach entwickelt?"
Stephan: "Ich beobachte den Rechtsradikalismus aus der Distanz. Sicher gibt's im Untergrund genauso viel Nazis wie eh und je, nicht mehr und nicht weniger. Von Zeit zu Zeit machen diese Dummköpfe mit gewaltsamen Aktionen auf sich aufmerksam, und dann verschwinden sie wieder im Untergrund. Die paar Dummköpfe, die da draußen rumlaufen und irgendwelche Aktionen starten, sind nichts anderes als Handlanger, die nicht merken, dass sie für politische Zwecke eingespannt werden. Mir hat es schon damals an der Skinhead-Bewegung gestunken, dass irgendwann jede Scheiß-Nazipartei meinte, Skins für ihre Zwecke rekrutieren zu müssen - und damit bei einigen Vollidioten auch noch offenen Türen eingerannt hat. Diese Schlägertrupps müssen endlich aufwachen und etwas für ihren Scheißgrips tun."
aus "Rock Hard" November '95

Frage: "Wie steht Ihr heute zu eurer Vergangenheit?"
Stephan: "Keiner von uns hat Lust, für einen Haufen Rechtsradikale zu spielen. Wer Randale macht, fliegt raus. Für die rechtsextremen Neonazis sind wir längst zu linken Verrätern geworden, und das ist mir ganz recht so." aus "Badisches Tageblatt" Baden-Baden , 4.11.1995
1996: Onkelz vs. Rock o Rama
Den einzelenen Interviews, in denen die Band unzensiert zu Wort kommt, stehen hunderte von Artikeln gegenüber, die sich des wieder entdeckten Instrumentariums der Greuelpropaganda bedienen. Die gegen null tendierende Sachkenntnis der Journalisten, wird durch das Abbrennen rethorischer Feuerwerke kaschiert und Recherchefaulheit wird durch bloße Behauptungen und haarsträubende Erfindungen ausgeglichen. 1996 ist die Diskussion um die Böhsen Onkelz soweit fortgeschritten, daß nur noch wenige Journalisten den Durchblick haben. Der Rest schreibt von einander ab und legt nur Wert darauf, sich nicht festzulegen zu müssen. Noch immer werden Namen, Zahlen, Daten und Fakten vertauscht, ohne, daß es jemanden stören würde. Die Prozesse gegen bestimmte Redaktionen häufen sich. Gleichzeitig laufen Gerichtsverfahren gegen Herbert Egoldt und Ingo Nowotny. Die Band will Egoldt endgültig die Kontrolle über die ersten drei Alben ("Der nette Mann", "Böse Menschen, böse Lieder" und "Mexico") entziehen, um sie vom Markt nehmen zu können. Egoldt wertet das Songmaterial seit 1984 aus, ohne jemals Lizenzen gezahlt zu haben. "Der nette Mann" das Debütalbum der Onkelz ist inzwischen, aufgrund des Verbotes der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften im Jahre 1986 zum absoluten "Kultalbum" geworden und selbst für Jugendliche unter 18 Jahren kinderleicht zu besorgen.
Die am meisten gebootlegte Band Deutschlands
Desweiteren werden nun die Onkelzsongs gebootlegt. Illegale Live-Mitschnitte werden angefertigt, als Raubkopien über dunkle Kanäle vertrieben und auf Floh- und Straßenmärkten in der ganzen Republik verkauft. Die Anwälte haben alle Hände voll zu tun, die Bootlegger dingfest zu machen und den Markt auszutrocknen. Aber der Reiz des Verbotenen, des Anrüchigen, scheint dafür zu sorgen, daß es immer mehr Raubkopien gibt. Von 1996 an explodiert der Markt mit illegalen Onkelztonträgern und bis zum Jahre 2002 sind es über 700 verschiedene CD's in immer anderen Zusammenstellungen. Da es auch Bootlegs aus der rechten Szene gibt, ist es nicht verwunderlich, daß die zwei Titel "Türken raus" und "Deutschland den Deutschen" vom `83er Demo Tape, nun digital remastered auf diversen Bootlegs wieder auftauchen. Das wiederum sorgt bei der Bundesprüfstelle und beim Verfassungsschutz für totale Verwirrung. Hier weiß niemand so genau, was offiziell ist und was nicht, und plötzlich spricht man im Zusammenhang mit den Onkelz von mehr als 7 indizierten Tonträgern. Viel Arbeit für die Anwälte und viel Arbeit für die Presseabteilung des B.O. Managements hier den Überblick zu bewahren und Aufklärung zu leisten.
E.I.N.S - das zwölfte Studioalbum
Im Sommer/Herbst des Jahres 1996, kurz vor einer ausgedehnten Deutschland Tour, veröffentlichen die Böhsen Onkelz bei Virgin Records ihr mittlerweile zwölftes Studioalbum, das den Titel E.I.N.S. trägt. Obwohl der Titel einfach nur den Zusammenhalt der Musiker darstellen soll, was auch durch das Covermotiv unterstrichen wird, schließt die Presse daraus wieder etwas vollkommen anderes. Die Punkte zwischen den Buchstaben, so meinen manche Journalisten, zeige, daß es sich um eine Abkürzung handelt und schon findet jemand heraus, es hieße doch bestimmt: "Eigentlich immer noch Skins". Die Band kann über solche Entgleisungen und Klimmzüge inzwischen nur noch lachen und konzentriert sich auf die Tour im Herbst. E.I.N.S. verkauft sich über 400.000 mal in kürzester Zeit und steigt auf Platz 3 in den Longplay Charts der Media Control ein.
Tour 1996
Die Tour führt durch 26 Städte und die größten Hallen werden mühelos gefüllt. Die Dortmunder Westfalenhalle, mit 15.500 Fans seit Monaten im Voraus ausverkauft, bildet den Rahmen für den zweiten Live-Mitschnitt nach Wien und die daraus entstehenden Produkte. Ein VHS-Video und ein Doppel Live-Album (Virgin Records) finden reißenden Absatz im Frühjahr 1997.
1997: Kein Airplay, keine Videoclips, schlechte Presse und trotzdem in den Charts
Seit zehn Jahren ist die Band nun in der rechten Szene als "Verräter", "Motherfucker" und "linke Zecken" verrufen, während die linke Szene sie als "Nazischweine" bezeichnet. Seit zehn Jahren, weigert sich die Presse, die Bewußtwerdung der Böhsen Onkelz anzuerkennen. Eine Clownerie, die in der Musikgeschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel ist. Seit siebzehn Jahren werden die Alben der Böshen Onkelz nicht im Radio gespielt oder im Fernsehen durch Viedoclips beworben und seit siebzehn Jahren wächst ihre Fangemeinschaft beständig an. Das "Live in Dortmund"- Video führt wochenlang die Videocharts an und das dazugehörige Doppel-Live Album verkauft über 300.000 Einheiten und steigt bis auf Platz 6 der LongPlay Top 100. Nie zuvor hat es eine Band gegeben, die die deutsche Musikszene und den Handel in einer solchen Form durcheinander gebracht, die so viele unterschiedliche Meinungen provoziert hat. Böhse Onkelz Konzerte müssen kaum beworben werden und sind Monate im Vorraus ausverkauft. Tonträger verkaufen sich in rasender Geschwindigkeit und stoßen regelmäßig in die Top Ten vor. Eine goldene Schallplatte für 250.000 verkaufte Einheiten ist längst nichts Besonderes mehr. Dennoch empfinden die Böhsen Onkelz es als ennervierend und unverständlich, daß gerade die Öffentlichkeit, die sich zunehmend gegen rechte Gewalt zu organisieren versucht, nicht versteht, daß sie mit den Onkelz ein unglaublich wirksames Tool in der Hand haben könnte, um auf gefährdete Jugenliche einzuwirken. Gerade die Auseinandersetzung mit fremden Inhalten sind die Grundlagen demokratischer Prozesse, die in Deutschland den Jugendlichen jedoch nicht vorgelebt, sondern blanco von ihnen eingefordert werden.
Die Onkelz veröffentlichen ihre Biographie
Um den Gerüchten und Spekulationen über die Böhsen Onkelz ein für allemal den Boden zu entziehen, entscheidet sich die Band zur Veröffentlichung ihrer Biographie. Edmund Hartsch, ein Freund der Band, arbeitet in einer zwei-einhalbjährigen Schreibphase die siebzehn Jahre Bandgeschichte auf und veröffentlicht beim B.O. Management das Buch unter dem Titel "Danke für nichts" im Oktober 1997. Bis heute hat sich das Buch über 60.000 mal verkauft und gilt unter den Fans und interessierten Kritikern als das Standardwerk zum Thema. Auf 270 großformatigen Seiten und über 400 Abbildungen, wird der Weg der Band bis in das kleinste Detail nachgezeichnet und beleuchtet. Schonungslos wird hier die komplette Historie der Band aufgezeigt, Elternhaus, Jugend und Subkultur in Frankfurt, Kevins Drogensucht und der nie-endende Pressekrieg. Zu einer wirklichen Entspannung des Reizthemas "Böhse Onkelz" konnte das Buch allerdings nicht beitragen, weil es von den meisten Journalisten ungelesen blieb.
Provokateure bei Konzerten fliegen raus
"Heute findet das Konzert in einer ungeheizten Messehalle statt. Alle frieren sich beim Aufbau und backstage den Arsch ab. Die Story des Tages liefert Tourleiter Thomas Hess, der zwei Skins, die Ärger machen, nackt aus der Halle jagt."
"Bei den ONKELZ kommt die Security heute ordentlich ins Schwitzen: Dauernd müssen Mädchen aus den ersten Reihen gezogen und den Rot-Kreuzlern übergeben werden. Darüber hinaus darf die Crew einige Skins (die mit den weißen Schnürsenkeln) raus schmeißen, weil sie ihren rechten Arm nicht unter Kontrolle haben - ein Problem, das bei den österreichischen Gigs im Gegensatz zu den deutschen immer wieder auftaucht. Gitarrist Gonzo platzt der Kragen, als ein Idiot in der ersten Reihe den Arm zum Hitlergruß hebt. Er springt in den Absperrgraben und schlägt dem Kerl kurzerhand seine Gitarre ins Gesicht. Hart, aber gerecht."
aus "Rock Hard", 1/97, Tourtagebuch der 96er Tour

Frage: "Du meintest, dass das Publikum im Osten noch nicht soweit ist. Diese Tour habt ihr nun doch in Schwerin gespielt. Ich war da und muss sagen, es war wirklich ziemlich scheiße. Werdet ihr auf der nächsten Tour die Neufünfländer wieder auslassen?"
Stephan: "Das ist schwer zu sagen. Wir haben uns auch selbst geärgert, dass wir uns von denen haben provozieren lassen und ich glaube das ist genau das, was die Leute erreichen wollen. Aber auch jedes solcher Konzerte zeigt doch auch mal wieder, wie hart wir bei solchen Leuten durchgreifen und schreckt vielleicht das nächste Mal den einen oder anderen ab."
aus "Bodystyler", Jan./Febr. 1997

Stephan: "Die Reps sind leider nicht die ersten, die die ONKELZ für ihre Zwecke missbrauchen, und da kann man natürlich nicht tatenlos zuschaun - zumal einige Leute ja auf die Idee kommen könnten, wir würden solche Veranstaltungen befürworten oder uns mit solchen Parteien solidarisieren. Wir haben keinen Bock, uns vor irgendeinen politischen Karren spannen zu lassen - und schon gar nicht vor einen rechten."
aus "RockHard" 5/97, Statement zum Verbot der Rep-Veranstaltung "ONKELZ&Rave"

Stephan: "Wir beobachten von der Bühne ganz genau, was sich im Publikum abspielt. Randalierer oder Leute, die rechtsradikale Gesten machten, werden von den Ordnern nach draußen befördert. Früher kam es schon mal vor, dass ich selber Hand anlegen musste, wenn jemand blöd wurde. Solche Leute haben bei uns nichts zu suchen, das sagen wir dem Publikum immer wieder."
aus "MetalHammer" 9/97

Frage: "Dubiose "Republikaner-Parties", wo ohne euer Wissen - geschweige denn euer Einverständnis - mit dem Namen BÖHSE ONKELZ geworben wird, sind hoffentlich Einzelfälle, oder?"
Stephan: "Ja, zum Glück. So was ärgert uns natürlich, aber man kann wenig dagegen tun. Im rechten Untergrund wird unser Name immer noch missbraucht, und wir hatten erst kürzlich wieder eine bandinterne Diskussion, wo es um dieses Thema ging. Wir haben schon das Gefühl, da noch mehr machen zu müssen, denn scheinbar lassen wir irgendwelchen rechten Vollidioten immer noch genügend Freiräume. Die finden immer noch Nischen, die es ihnen ermöglichen, Songtexte oder Aussagen von uns für sich auszulegen. Du wirst diese Idioten einfach nicht komplett los."
Frage: "Diesen Eindruck hatte ich bei euren letzten beiden Konzerten in Dortmund, es gab auch offensichtliche Versuche von rechter Seite, das ganze zu unterwandern."
Stephan: "Wir wissen, dass es immer noch Leute gibt, die uns politisieren und für sich auszunutzen versuchen. Ein ganz bestimmter Wichser aus der rechten Szene macht uns zum Beispiel immer wieder Ärger und brüstet sich sogar damit, demnächst eine Biographie über uns schreiben zu wollen." (Anm. Hier ist Thorsten Lemmer gemeint)
Frage: "Inwieweit betrifft dich so was überhaupt? Hakst du das für dich ab, weil du wenig dagegen tun kannst?"
Stephan: "Solche Sachen sind mir bestimmt nicht egal - aber ich kann auch nicht die Verantwortung für alle Vollidioten dieser Welt übernehmen - Terror in U-Bahnen oder ähnliches gibt es nach anderen Rockkonzerten auch - und was willst du als Musiker dagegen unternehmen? Wir haben uns ständig zu diesem Thema geäußert, wir haben es lang und breit jedem erklärt, und mittlerweile müsste auch der letzte Depp kapiert haben, dass die ONKELZ nicht mit irgendwelchen Faschos sympathisieren. Wir machen das auf unseren Konzerten sehr deutlich und werfen Nazis raus, wenn sie uns irgendwie auffallen."
Frage: "Ich weiß natürlich, dass `Bomberpilot` an sich ein politisch wertfreier Song ist, und du hast ja auch eine entsprechende Ansage dazu gemacht, aber `Deutschland im Herbst` hätte ein klareres Zeichen gesetzt."
Stephan: "Dass irgendwelche Hohlköpfe `Bomberpilot` für sich interpretieren oder falsch verstehen, dafür kann ich nichts."
Frage: "Ihr habt ja auf der letzten Tour erstmals auch im Osten gespielt. Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?"
Stephan: "Ziemlich durchwachsene. Das örtliche Publikum beim ersten Konzert war völlige ok, aber es waren Fascho-Glatzen aus Berlin da, die irgendwie in die Halle gekommen sind und da natürlich extrem negativ auffielen. Fast hätten wir das Konzert vorzeitig abbrechen müssen. Wir haben die Faschos dann rausgeschmissen, wobei die Sache etwas eskaliert ist. Aber das Publikum hat von sich aus "Nazis raus!" gerufen, als die Chaoten aus der Halle befördert wurden."
aus "RockHard", 9/97

Frage: "Warum habt ihr später ins Skinhead-Lager gewechselt?"
Gonzo: "Der Punk wurde zum Establishment. Die Rebellion hatte an Kraft verloren, also haben wir etwas Neues gesucht, mit dem wir provozieren konnten."
Stephan: "Das war damals noch eine unpolitische, gemischte Szene."
Frage: "Ende 1985 begann der Ausstieg aus der Skin-Szene. War es schwer da raus zukommen?"
Kevin: "Es war eine Phase, die Zeit brauchte. Im Kopf musste sich nichts ändern, weil nichts abzulegen war."
Stephan: "Niemand von uns musste eine braune Uniform ausziehen, weil wir sie nie anhatten. Es gab ein Schlüsselerlebnis: Wir besuchten den Auftritt einer befreundeten Band in Berlin. Zwischen den Songs haben die Zuschauer nichts anderes gerufen als "Ausländer raus!". Wenn es das bedeutete, ein Skinhead zu sein, hatten wir keinen Bock mehr drauf."
aus "Metal Hammer", 12/97

Stephan: "Und da haben wir gesagt, wir können zu diesem Thema (Rostock, Moelln) nicht mehr schweigen, sondern müssen jetzt an die Öffentlichkeit gehen und müssen uns dazu äußern. Vor allen Dingen, damit uns unsere Fans nicht falsch verstehen und nicht denken, wir würden tatsächlich so etwas tolerieren bzw. könnten uns mit so etwas identifizieren."
aus "Break Out", zum B.O. Interviewboykott von 1991, Dezember ´97 / Jan. ´98
Was bedeutet eigentlich "Matapalo"?
1998 geht die Onkelzdiskussion munter weiter. Stephan, der sich inzwischen ein kleines Grundstück in Mittelamerika gekauft hat und dort zum surfen hinfliegt, schreibt ein surf-gitarren-inspiriertes friedliches Instrumental Stück mit dem Titel "Matapalo". Daß dieser spanische Name für die südamerikanische Würgefeige steht und daß es in Süd- und Mittelamerika viele Strände gibt, die so heißen, weiß die Presse allerdings nicht. Also kramen mehrere Journalisten, allen voran die dpa, ihren Langenscheidt heraus und siehe da: "matar" bedeutet töten und ein "palo" ist eine Latte, ein Kantholz oder eben ein Baum. Schon wird das friedliche Stück über die Würgefeige, über "den Baum der tötet" = "Matapalo" mit "Totschläger" übersetzt und schon werden die Musiker als "in die Jahre gekommene Plattenmillionäre mit Großgrundbesitz in Spanien" bezeichnet. Dieser eher lustige Ausrutscher der uninformierten Presse ist jedoch nur ein kleiner Zwischenfall im bizarren Gesamtbild der Medienlandschaft.
Zum ersten Mal auf Platz 1. der Charts
Als die Böhsen Onkelz im Herbst ihr dreizehntes Studioalbum "Viva los Tioz" veröffentlichen, platzt der Knoten. Die Scheibe verkauft über 300.000 Einheiten in den ersten 48 Stunden nach der Veröffentlichung und steigt von null auf Platz 1 in den Media Control Top 100 Longplay Charts ein. Ebenso steigt die Single "Terpentin" auf Platz 7 der Single Charts ein. Unangenehm für Radio- und Fernsehsender wie Viva und MTV, die in ihrer Chartshow keinen Nr. 1 Clip zeigen können, und sich mit unzulänglichen Anti-Onkelzstatements aus der Affaire zu ziehen versuchen. Unangenehm auch für große Ladenketten wie WOM, die ihre Chartregale erneut umsortieren müssen. Die Musikindustrie ist empört und verärgert, nicht nur über die 1 in den Charts, sondern auch darüber, daß die Onkelz aufgrund der hohen Verkaufszahlen für den "Echo" in der Sparte "beste Rockband national" nominiert werden. Ist die Nominierung noch von den Verkaufszahlen abghängig, so ist die Verleihung des Preises eine reine Symphatieangelegenheit und von daher, geben sich die Onkelz keinen Illusionen hin, daß sie den Preis jemals erhalten werden. Für den Fall einer unerwarteten Verleihung jedoch, entscheidet man sich bandintern bereits im Vorfeld für eine Ablehnung des Preises.
Die 98er Tour, seit mehr als einem halben Jahr im Voraus ausverkauft, führt die Onkelz mit 26 Konzerten durch Deutschland und Österreich. Erstmals spielen sie auch in Bozen und Straßbourg.
Besondere Erwähnung sollte hier der Song "Ohne mich" vom neuen Album finden, in dem sich die Band deutlich gegen die Diffamierungen von links und rechts äußert.
Pressestimmen im Jahre 1998, die für sich sprechen
Frage: "Ihr wart ca. 3 1/2 Jahre Skinheads. Was hat euch bewegt, die Szene 1986 endgültig zu verlassen?"
Gonzo: "Genau dasselbe, was mit dem Punk passierte, wiederholte sich bei den Skins. Kommerz ohne Ende, diese Schuhe sind "in", diese Schuhe "out", usw... Außerdem haben damals viele rechte Parteien versucht, die Skins in ihr Lager zu ziehen, bei vielen erfolglos, aber eine neue Generation wuchs nach und wandte sich den Rechten zu. Wir hatten darauf keinen Bock."

Frage: "1991 habt ihr auf euren Konzerten Flyer verteilt und im Booklet eurer CD "Wir ham' noch lange nicht genug" einen eindeutigen Kommentar zu eurer Einstellung gegeben. Was hat euch dazu veranlasst?"
Gonzo: "Unser Bild in der Öffentlichkeit zum einen. Aber noch mehr Anlass waren die Rechten, die versuchten, uns vor ihren Karren zu spannen."
aus "Spektrum", Schülerzeitung am Inda-Gymnasium, Aachen, Sommer '98


Frage: "Auf der neuen Scheibe ist ein textlich sehr interessantes Stück "Ohne mich", in dem Ihr Euch auch erstmals in einem Stück sowohl gegen rechte als auch linke Anfeindungen wendet."
Stephan: "Es geht hier nicht um Linke im Allgemeinen, sondern um Linksextreme. Und da in erster Linie um die Antifa, die uns mehrfach extrem denunziert hat. Prinzipiell finde ich eine rechte Strömung beschissener als eine linke. Ich kann mich zumindest mit der linken Seite mehr anfreunden."

Frage: "Ihr habt ja das Problem, dass Ihr trotz eindeutiger Ansagen Euer Fascho-Potential nicht so ganz loswerdet. Wie erklärt Ihr Euch, dass trotz konsequenter Stellungnahme diese Leute nach wie vor auf Euren Konzerten präsent sind?"
Stephan: "Glücklicherweise können wir festhalten, dass das ein verschwindend geringer Teil ist. Ich gebe dir natürlich Recht, dass diese Leute auf den Plan gerufen werden. Genau erklären kann ich es mir nicht - ich denke, wir haben uns mehr als einmal klar zu diesem Thema geäußert und Stellung bezogen. Ich glaube, es ist dem letzten Idioten eigentlich klar, dass wir mit solchen Sachen nicht konform gehen. Nichtsdestotrotz kannst Du den Leuten, solange sie sich nicht eindeutig als Rechte zu erkennen geben, sprich durch Embleme, T-Shirts oder auch den Hitlergruß, ja nicht sagen: 'Du bist ein Fascho' Wir kennen die Leute hier ja nicht. Wir müssen darauf achten, dass solche Leute, die sich zu erkennen geben, nicht rein gelassen werden."
aus "Hempels Straßenmagazin", Kiel, Oktober '98


Frage: "Eure rechtsradikale Vergangenheit bleibt an euch haften..."
Stephan: "Wir sind jetzt mitte Dreißig und das ganze liegt so weit hinter uns. Wir waren damals noch jung und dumm und haben uns keine Gedanken über irgendwelche Ideologien gemacht."

Frage: "Habt Ihr nach wie vor die Art von Nationalstolz, den Ihr zum Beispiel in "Deutschland" von 1984 zum Ausdruck bringt?"
Stephan: "Heute sind wir nur noch Patrioten, wenn Fußball gespielt wird. Leute, denen die Identifikation fehlt, verstecken sich hinter Nationalstolz. Wir wollen die Fans durch unsere Musik vereinen, ihnen eine andere Identifikation anbieten."
aus "HNA Sonntagszeit", 18.10.98


Frage: "Textlich am interessantesten finde ich "Ohne mich", ein Lied über die Anfeindungen aus dem rechten und linken Lager..."
Stephan: "Da muss man ein bisschen differenzieren, denn es geht hier nicht um Linke im allgemeinen, sondern um Linksextreme, speziell die Antifa. Es geht hier auch nicht darum, einen anti-faschistischen Kampf negativ zu bewerten, da ich einen solchen für absolut nötig halte."

Frage: "Was kotzt Dich mehr an, Anfeindungen aus dem rechten oder dem linken Lager?"
Stephan: "Prinzipiell finde ich 'ne rechte Strömung beschissener als eine linke, mit der ich mich dann doch mehr anfreunden kann. Die Argumente der rechten sind halt ziemlich doof."
Und wieder mal MTV
Aufgrund der hohen Verkäufe, ohne jede Werbung und aufgrund der ständigen Präsenz in der Presse, und der sensationellen Chartplazierungen meldet sich im Laufe der '98er Tour, der Fernsehsender MTV erneut bei den Onkelz. Die sporadische Zusammenarbet mit dem Sender geht bis 1994 zurück, als es mehrere Treffen mit Steve Blame gegeben hat. MTV wünscht sich einen Videoclip, den sie in ihrer Chartshow zeigen können. Stephan gibt ein längeres Interview, das für die Sendung "News Bulletin" zusammen geschnitten wird. MTV beteuert, daß, wenn es ein Video gäbe, sie es sofort zeigen würden. Die Onkelz bleiben skeptisch und entschließen sich nichts zu überstürzen.
aus "Animalize", Okt./Nov. '98
1999: Eine kurze Ruhephase
Im Jahr 1999 gönnen sich die Onkelz eine kleine Pause und veröffentlichen keine neuen Platten. Die Medien verschnaufen ebenfalls und für eine kurze Zeit ist es ruhig. Bis zum Ende des Jahres hört man nichts von den Onkelz, die nun ihre Wohnsitze nach Irland verlegt haben und zwischen Deutschland, Irland, Mittelamerika und Spanien hin-und herreisen. Erst im Herbst, als die ARD ihre umfangreiche und sehr gut recherchierte, 12-teilige Dokumentation "Pop 2000" ausstrahlt, sieht man Stephan und andere Künstler im Interview Stellung beziehen. Grönemeyer spricht von "Etikettenschwindel" und fordert eine Namensänderung, merkt allerdings nicht, daß genau das Geforderte einem "Etikettenschwindel" gleich käme. "Raider heißt jetzt Twix", der gleiche Schokoriegel, aber ein anderes Etikett. DJ-Legende Sven Väth, langjähriger Freund von Stephan Weidner, fordert mehr Akzeptanz für Leute, die sich ändern möchten und Stephan spricht über Stolz.
Der erste Videoclip "Dunkler Ort"
Im Dezember entschließen sich die Onkelz auf ihrem neugegründeten eigenen Label "rule23 recordings", einen neuen Song als Single auszukoppeln und ihn in einem Video visuell umzusetzen. Der Song heißt "Dunkler Ort" und das Drehbuch zum Videoclip stammt von Axel Glittenberg und Edmund Hartsch. Um den "Dunklen Ort" passend in Szene zu setzen engagiert man den weltbekannten schweizer Surrealisten und Oscar-Preisträger H.R. Giger. Da sich nur wenige kompetente Clip-Regisseure bereit erklären, mit den Böhsen Onkelz zusammen zu arbeiten, geht dieser Auftrag an den in München lebenden, schwedischen Clip-Regisseur Fred Gun. Gun erfährt zum ersten mal in der Clip-Branche, was es heißt, wenn man mit den Onkelz zusammenarbeitet und stellt sich dem Gegenwind, der ihm von Seiten der Musikindustrie entgegenbläst.

Er holt den amerikanischen Kameramann Roger Pistol aus L.A. und den Set-Designer Phil Goodwin mit ins Boot. H.R. Giger, aufgrund seiner düsteren Zukunftsvisionen ebenfalls von vielen Leuten verleumdet, und gerade in der Schweiz sehr verhasst, erweist sich als starker Rückhalt, als er kurzerhand sein komplettes Museum in La Gruyère zur Verfügung stellt. Die Dreharbeiten in der Schweiz und in Berlin werden von Axel Glittenberg auf Video und Super 8 festgehalten, um später ein "Making of... " zu erstellen und um die Arbeit zu dokumentieren. Der fertige Clip wird als Multimediatrack auf die Single gepresst und das fertige Produkt steigt von null auf 2 in die Charts ein. Zum ersten Mal haben die Onkelz, die eigentlich eher als "Live-" und als "Album Act" gehandelt werden, eine Single in den Top Five. MTV zeigt den Clip nur während seiner Chartshow und auch nicht ohne entsprechende negative An- und Abmodertion. Viva dagegen erhält von den Onkelz und ihrem Management keine Kopie des Clips.
2000: Das böse Märchen geht weiter...
Der im März auf rule23 erscheinende 14. Longplayer "Ein böses Märchen aus tausend finsteren Nächten" verkauft in weniger als 48 Stunden über 370.000 Einheiten und steigt von null auf 1 in den Charts ein. Wiederum geht ein lautes Stöhnen durch den Äther der Radiostationen und Medienlandschaften. Die Radiosender boykottieren in ihrer Gesamtheit die Veröffentlichung. Nur eine Handvoll Sender sind bereit, einige Songs vom neuen Album zu spielen. Eine ausverkaufte Tour im Sommer mit mehr als 130.000 Besuchern führt die Onkelz zum Abschlußkonzert seit langer Zeit zum ersten Mal wieder nach Berlin, wo sie in der ausverkauften Waldbühne vor 22.000 Zuschauern einen furiosen Gig spielen.
Onkelz im Radio? Onkelz auf DVD?
In Muenchen gibt Stephan ein langes Interview an Alexander Adolph von der "Zeit". Auch dieses Interview, daß der Redaktion der "Zeit" zu positiv erschienen sein mochte, wird niemals veröffentlicht.
Aditia Sharma von Radio Fritz Berlin lädt Stephan vor dem Gig in Berlin zu einer drei Stunden Live Sendung in die Sendegebäude nach Potsdam ein. Geplant war ein lockeres Gespräch mit den Zuhörern. 5 Minuten vor der Sendung wird plötzlich klar, daß Aditia Sharma auch einen Sozialarbeiter aus Brandenburg eingeladen hat und daß Stephan plötzlich über die Hörgewohnheiten rechtsradikaler Jugendlicher im Osten debattieren soll. Die Live Sendung droht zu kippen, als Stephan sich weigert "über so eine gequirlte Scheiße" zu sprechen. Man einigt sich darauf, mit der Sendung anzufangen und 3 Stunden lang kommen weder Aditia Sharma noch der eingeladene Sozialarbeiter zu Wort, da in Berlin scheinbar nur Onkelzfans ein Telefon besitzen. Ebenfalls wird klar, daß Radio Fritz noch nie einen Onkelzsong vor der Sendung gespielt hat und daß Radio Fritz auch nach der Sendung niemals einen Onkelzsong spielen wird, sondern, daß die ganze Sendung nur dazu dient, im Rahmen des geplanten Konzertes eine Menge Hörer auf den Kanal zu ziehen. Die Zusammenarbeit mit dem Radio Sender wird wieder eingestellt, ehe sie richtig begonnen hat.

Das Konzert in der Berliner Waldbühne am 21.06. kann unter friedlichen Bedingungen bei bestem Wetter durchgeführt werden und wird von über 15 mobilen Kameras mitgeschnitten. Aus dem Material entstand die Tourdokumentation im DVDplus Format unter der Regie von Axel Glittenberg: "Böhse Onkelz -Tour 2000"

Leyla Piedayesh, eine junge iranische Redakteurin des Senders MTV begleitet die Onkelz während mehrerer Konzerte auf der Tour 2000. MTV hat sich nach langen Diskussionen dazu entschlossen eine umfangreiche Onkelz-Dokumentation in der Reihe "MTV-MASTERS" auszustrahlen. Leyla führt zahlreiche Interviews und wird vom B.O. Management mit Archivmaterial unterstützt. Die Onkelz planen für den 25.November des Jahres 2000 ihr 20jähriges Jubiläumskonzert in der Frankfurter Festhalle. Zusätzlich soll eine Woche später ein großes Benefizkonzert in der Bremer Stadthalle zu Gunsten der Opfer rechter Gewalt stattfinden. Beide Konzerte müssen abgesagt werden, als sich der Sänger Kevin Russell eine Woche vor den geplanten Veranstaltungen bei einem Autounfall schwer verletzt.
2001: Mit einer Triple CD in die Top 5? Geht das überhaupt?
Ebenfalls im März veröffentlichen die Böhsen Onkelz auf ihrem Label eine Triple Box Best of, die zum ersten Mal Songs aus der gesamten 20jährigen Karriere der Böhsen Onkelz auf einem Tonträger vereint. Obwohl es sich um eine Triple Box handelt, kann die Veröffentlichung dennoch in den Top Ten auf Platz 3 einsteigen.
Das große Benefiz Konzert der Onkelz in Bremen
Die geplanten Konzerte des letzten Jahres werden im März 2001 nachgeholt. Das 20-Jahre Jubiläumskonzert in der Frankfurter Festhalle vor 14.000 Fans am 03.03. wird ebenfalls von 16 mobilen Kameras und 2 Ü-Wagen mitgeschnitten.

Am 08.03. stellt sich Stephan in Bremen einer Diskussion über "Hass" unter der Leitung von Prof. Dr. Leifhäuser. Weiterhin nehmen Onkelzfans und Onkelzkritiker, so wie Götz Elbertshagen (Manager von Marius Müller-Westernhagen) und Daniel Wirtz (Sänger der Band Sub 7even) an der Diskussion teil. Die Sendung wird im Offenen Kanal Bremerhaven übertragen und soll auch auf die am darauf folgenden Tage stattfindende Veranstaltung in der Bremer Stadthalle hinweisen. Unter der Schirmherrschaft der Ausländerbeauftragten des Landes Bremen Frau Dr. Dagmar Lill und unter der Mitwirkung des Rock Hard Magazins treten die Böhsen Onkelz zusammen mit Sub 7even, Megaherz, Kreator und Destruction vor 13.000 Fans auf. Die Veranstaltung spielt über 100.000,-- DM ein, die nun an die Opfer rechter Gewalt ausbezahlt werden sollen. Drei Monate später ist die organisatorische Arbeit abgeschlossen und Stephan Weidner fährt mit Edmund Hartsch nach Bremen um mit der Ausländerbeauftragten Frau Dr. Lill über die schlimmsten Fälle rechter Gewalt zu diskutieren und um zu entscheiden, an welche Opfer die Beträge ausbezahlt werden sollen. (siehe auch "Aktivitäten")
Der Pressekrieg entflammt von neuem.
Ebenfalls im Frühjahr 2001 streben die Anwälte der Onkelz ein Verfahren gegen die Berliner TAZ und die Berliner Statdtzeitung TIP an. Beide Organe hatten die Böhsen Onkelz zuvor zum wiederholten Male als "berüchtigt rechtsradikal" bezeichnet. Die Klagen werden zunächst mit dem Hinweis auf das Recht zur "freien Meinungsäußerung" abgewiesen und sowohl die TAZ, als auch der TIP versäumen es nicht in ihren Ausgaben auf diesen "Sieg" hinzuweisen. Die TAZ erhält daraufhin über 2000 e-mails von empörten Onkelzfans. Der Fall wird von der übrigen Presse maßlos hochgespielt und überall ist zu lesen, daß ein Gericht nun entschieden habe, man dürfe die Onkelz als "berüchtigt rechtsradikal" bezeichnen. Die inzwischen 15 Jahre andauernde Onkelzdiskussion hat sich einmal im Kreis gedreht und steht wieder da, wo sie am Anfang stand.
Der MTV Skandal
Im Juli strahlt der Fernsehsender MTV die lang erwartete MTV Masters Dokumentation über die Böhsen Onkelz aus und setzt damit neue Maßstäbe des Opportunismus. Der persischen Redakteurin Leyla Piedayesch entzieht man zwei Tage vor Fertigstellung die komplette Kontrolle über den Beitrag. Das eigens für die Ausstrahlung geführte Interview mit Frau Dr. Lill, der Ausländerbeauftragten des Landes Bremen, wird rausgeschnitten. Stattdessen interviewt man "die Ärzte", den Regisseur eines Skinheadfilms und ein NPD Mitglied. Alle eindeutigen Statements der Onkelz zu ihrer Historie, die man vom Tourmaterial 2000 zusammengeschnitten hat, werden durch die Off-Moderation von MTV als unglaubwürdig hingestellt. Die Redakteurin Leyla Piedayesh weigert sich, den Beitrag mit ihrem Namen abzuzeichnen, weil er in ihren Augen nicht die Wahrheit zeigt und nicht das wiedergibt, was sie in ihrer einjährigen Recherche herausgefunden hat. Die Programmleitung erhält nach der Ausstrahlung eine E-mail-Flut von empörten Onkelzfans, die vom Sender mit einem Standard Antwort-E-mail abgeschmettert werden. Die Böhsen Onkelz und ihr Management veröffentlichen ein Statement zum MTV-Skandal auf ihrer Homepage und stellen die Zusammenarbeit mit dem Sender für alle Zeiten ein.
 
 
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